Arbeitgeber tragen mit Angebot dem Ernst der Lage Rechnung

Forderungen der IG Metall für westdeutsche Textil- und Modeindustrie gehen an der Realität vorbei

25.02.2025

Ingolstadt: Angesichts der massiven Wirtschaftskrise und politischen Unsicherheiten gibt es keinen Verteilungsspielraum. Trotzdem hat der Arbeitgeberverbund der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie bereits in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen ein Angebot vorgelegt, um ein Zeichen zu setzen, dass Tarifparteien auch in schwierigster Zeit lösungsorientiert sind.

Das Angebot der Arbeitgeber sieht vor:

  • Eine Tariferhöhung von 3 Prozent bei einer Laufzeit von 28 Monaten.
  • Zwei Stufen: 1,3 Prozent zum 1. November 2025 und 1,7 Prozent zum 1. November 2026
  • Praktikable Öffnungsklauseln

Markus Simon, Verhandlungsführer der Arbeitgeber: „Wir alle wissen, dass wir keine Verteilungsspielräume haben. Dieser Realität dürfen wir uns nicht verschließen. Unser Angebot trägt dem Ernst der Lage Rechnung. Wir können keinen Lohnsteigerungen zustimmen, die unsere Unternehmen einfach nicht bezahlen können. Denn bei vielen von uns geht es um die Existenz. Diese Tarifrunde ist für uns alle ein Kraftakt.“

Nach allen Umfragen und Branchendaten stehen die Unternehmen der Textil- und Modeindustrie am Standort Deutschland massiv unter Druck. Die Hersteller von Mode, Schuhen und Heimtextilien bekommen die schwache Inlandsnachfrage zu spüren; Spezialtextilien für den Weltmarkt können aufgrund der hohen Kosten am Standort Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig hergestellt werden. Immer mehr Unternehmen sind gezwungen, Teile ihrer Produktion auszulagern oder ganz zu schließen.

Die Branche hat in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt über 20 Prozent an realen Umsätzen verloren. Die Zahl der Insolvenzen liegt über dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft. Im vergangenen Jahr mussten doppelt so viele Unternehmen Insolvenz anmelden wie zwei Jahre zuvor.

Zur westdeutschen Textil- und Modeindustrie zählen rund 1 000 zumeist mittelständische Unternehmen, viele davon familiengeführt, mit rund 100 000 Beschäftigten. Sie produzieren neben hochwertiger Bekleidung und Schuhen, Textilien für Wohnen, Schlafen oder den Medizinbereich. Hochwertige technische Textilien kommen auch im Arbeitsschutz sowie in verschiedenen Industrieanwendungen, auch in der Automobilindustrie, zum Einsatz. Die Absatzkrise der deutschen Autobauer führt deshalb auch zu massiven wirtschaftlichen Folgen für die textile Zuliefererindustrie.

Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Markus Simon, im Interview